HAUSKAPELLE
DAS HERZ DES SEMINARS
Die Hauskapelle ist dem Seminarpatron Lambertus geweiht und wurde – zusammen mit dem neuen Zentralgebäude – von Kardinal Lehmann im Mai 2004 eingeweiht. Die modern gestaltete Kapelle ist ganz auf die liturgischen Orte konzentriert und will so den Beter zur Mitte führen, zu Christus. Dies wird deutlich in der Ausrichtung der Bänke, aber auch in der Gesamtanlage der Kapelle: Um zum Altar zu kommen, muss man hinabsteigen. Christus: Mitte und Grund des Seminars und der Berufung jedes einzelnen.
ALTAR UND AMBO
Der segmentförmig gebogene Sockel des Altars greift nicht nur die Bewegung der Apsis auf, sondern bildet in seinem Grundriss auch das astrologische Zeichen für das Sternbild der "Fische" aus. Dies darf zum einen als ein Hinweis auf das Zeitalter verstanden werden, in dem der irdische Christus gewirkt und seine Jünger zu Menschenfischern berufen hat.
Zum anderen soll es an die Gemeinschaft der ersten Christen erinnern, die den Fisch als Christus-Bekenntnis benutzten. Zudem erinnern die beiden gebogenen Linien des Sockels an die Linien in den Fenstern, die den hellgelben Streifen formen. Die gleiche Grundidee gilt für den Ambo. Die Materialien: Die Metallteile sind nach einer Holz-Wachs-Form aus Aluminiumguss gefertigt. Die Mensa des Altars sowie die Auflagefläche des Ambos bestehen aus Moselschiefer, einem 400 Millionen Jahre alten Sedimentgestein, das aus der Grube Katzenberg bei Mayen/Eifel stammt.
DIE FENSTER
Die Fenster der Kapelle stellen Jesus-begegnungen dar, wie sie in den Evangelien erzählt werden: Menschen werden von Jesus in ihrem Innersten berührt, manchmal auch erschüttert. Sie verlassen ihr bisheriges Leben und folgen Jesus nach. Die Komposition der acht Fenster setzt sich aus malerisch-amorphen und linear-geometrischen Teilen zusammen.
Figurative Elemente nehmen Bezug zu den Textstellen. Den Hintergrund der Komposition bildet eine blau bewegte Fläche. Blau drückt unbegrenzte Ferne und Tiefe aus. Es erinnert als Farbe der Ozeane, an das Wasser als den Schoß des Lebens. Darüber hinaus versinnbildlicht Blau die Sehnsucht nach dem Wunderbaren. Es trägt in sich die Qualität der Klarheit, der Durchsichtigkeit, im übertragenen Sinn die der rationalen Transparenz, der intellektuellen Durchdringung, somit auch den Forscherdrang des Geistes. Blau gilt als immateriellste aller Farben. Die Natur repräsentiert sich hier in ihrer Durchsichtigkeit, wie sie das Wasser besitzt, die Luft, das Kristall. So entsteht auch ein Bezug zum Material des Glases.
In den Fenstern wird Jesus nicht als Figur dargestellt. Die Begegnung mit ihm wird durch einen leuchtend goldgelben Streifen versinnbildlicht. Im vergoldeten Glasstreifen der Apsis wird diese Symbolik aufgenommen und durch das vorgesetzte Stehkreuz "entschlüsselt". Die sonnennahe Farbe Gelb gilt als Erleuchtungsfarbe. Ihre Leuchtkraft erscheint uns angenehm warm und freudig. Gelb deutet zudem auf das Licht, als verbindendes Element zwischen Himmel und Erde hin. Im übertragenen Sinn also auf Christus als Licht der Welt. Dies soll auch durch die vertikale Bewegung des Streifens zum Ausdruck kommen. Die Personen der jeweiligen Erzählung erscheinen wie mit schnellen kalligraphischen Strichen gezeichnet. Dort, wo sie mit dem Streifen in Berührung kommen, wandelt sich das Weiß in ein leuchtendes Orange. Das Gelb als Erleuchtungsfarbe "färbt" ab. Dadurch soll die Berührung und Verwandlung durch Christus zum Ausdruck kommen.
Eine purpurfarbene Fläche umfasst alle Fenster, einschließlich des Marienfensters. So werden alle Fenster der Kapelle optisch zusammengebunden und bilden eine Einheit. Der Purpur verweist auf die Ewigkeit. Zudem gilt er als Lichtsymbol, da er nur unter Lichteinwirkung entstehen kann. Auf der Purpurfläche verläuft eine dünne grüne Linie: Grün als Paradiessymbol deutet auf die Auferstehung und die Hoffnung durch Christus hin.
DIE ORGEL
Bietet die Kapelle jederzeit Raum zu Sammlung und Gebet, so führt die Liturgie die Hausgemeinschaft zum gemeinsamen Gotteslob zusammen. Zu diesem Zweck zuerst wurde die von der Fa. Klais gefertigte Orgel im Mai 2010 durch Bischof Dr. Ackermann eingeweiht. In ihren Prospektpfeifen spiegeln sich die bunten Glasfenster, während das Orgelgehäuse dem für
die Bänke verwendeten Eichenholz entsprechen. So trägt die Orgel nicht nur durch ihr Spiel, sondern schon durch Ihre bauliche Verfasstheit zur Gesamtwirkung der Kapelle als Ort der Sammlung, des Gebets und der gottesdienstlichen Feier wesentlich bei.